Kein richtiges „Dolce Vita“: Mit Alu-Reinke 13m in Italien

Nach Jahren des Charterns wurde das erste eigene Schiff, eine Reinke 13m aus Aluminium, gekauft. Relativ schnell war klar, dass das Schiff -obwohl in relativ gutem Zustand- nicht mehr zeitgemäß ausgerüstet war. Markus Neuber berichtet von einem Refit-Projekt, welches in Etappen die nächsten zwei Jahren weiterlaufen wird.

Bild: Markus Neuber

Als Schiffseigner ist man vieles: Skipper, Finanzier, Projektleiter, Elektriker, Installateur, Schiffsbauer… Als wir unsere „Chaconne“ kauften war mir nicht im Entferntesten klar, auf welches Abenteuer ich mich damit einließ. Das Schiff, von seinem Voreigner wenig gefahren, war laut Gutachter von der Substanz her in Ordnung und dazu noch zu einem attraktiven Preis zu haben.

Als erstes Sanierungsprojekt nahmen wir uns die Elektrik vor. Schon vor dem Kauf war klar, dass diese für ein Aluschiff weder sach- noch zeitgemäß ausgelegt war und daher dringend überholt werden musste. Als Einstiegslektüre in das Thema las ich Michael Herrmanns Standardwerk „Elektrik auf Yachten“ und erstellte daraufhin, ausgerüstet mit neuem Fachwissen, ein umfangreiches Elektrik Konzept. So wurde in der Folgezeit die gesamte Verkabelung des Schiffes erneuert, ein Bus-System samt vernetzter EM-Box verbaut, das Komplette Navigationsequipment mit NMEA-2000 fähigen Komponenten nachgerüstet, der Autopilot erneuert und reichlich Solarpaneele für die Stromversorgung verbaut. Bei den bei solch einem Projekt immer wieder aufkommenden Detailfragen waren nicht nur die Fachbücher von M.H. von unschätzbarem Wert sondern auch die vielen Artikel zu einer Fülle von Themen auf „Yachtinside.de“.

Schon relativ früh war mir klar, dass sich die Kosten für ein Abo schon nach kurzer Zeit durch die Vermeidung von (aufgrund fehlendem Fachwissens unnötig begangenen) Fehlern amortisieren würden. Dabei waren und sind die gut strukturierten Artikel eine unerschöpfliche Fundgrube auf allen Gebieten, fachlich detailliert und, vor allen Dingen, verständlich geschrieben.

Die italienische Werft vor Ort war allzu oft leider keine große Hilfe. Obwohl dort 30 Meter Superyachten am Kran hingen, fehlte den „Experten“ dort sowohl das nötige Fachwissen als auch die Erfahrung mit Aluschiffen. Die Fragen, die es zu beantworten gab, waren dabei genauso zahlreich wie vielfältig:

  • Wie entkeime ich Trinkwassertanks auf einer Aluyacht?
  • Wie repariere ich eine Korrosionsstelle fachgerecht (die örtliche Werft wollte spachteln, mit der Begründung: „va bene cosi“).
  • Wie installiere ich eine Dieselheizung?
  • Wo kann ich dringend benötigte Elektrokomponenten erwerben?
  • Wie schaffe ich es, den Rumpf des Schiffes völlig vom elektrischen System zu isolieren (Stichwort „Massefreie Elektrik/zweipolige Starter“).
  • Ist eine Neulackierung des Rumpfes notwendig? Was ist dabei zu beachten?
  • Wie lege ich eine Gasanlage zweckmäßig und fachgerecht aus? Bei diesem Spezialthema konnte mir selbst Yachtinside.de bei Detailfragen auch nicht mehr weiterhelfen. M.H. stellte jedoch innerhalb kürzester Zeit den Kontakt zu einem DVGW Sachverständigen her, der meine Fragen ausführlich und sogar kostenlos beantwortete.

Während einer telefonischen Beratung wurde dabei ein weiteres Problem gelöst, an dem die Experten von Phillippi bereits längere Zeit rätselten. Der Systemmonitor, welcher den Stromfluss auf dem Schiff anzeigt und aufzeichnet, stellte immer wieder Stromspitzen von bis zu 45 Ampere fest und das, obwohl alle Verbraucher ausgeschaltet waren. Mehrere Firmware-Updates der EM-Box, von Phillippi Technikern für diesen Zweck geschrieben, konnten das Problem nicht beheben. M.H. erklärte auf meine Nachfrage kurz, wie 12V-Leuchtstoffröhren funktionieren, sprach die Interferenzproblematik dieser Röhren an und empfahl, die Leuchtmittel durch LEDs zu ersetzen. So wurde es auch umgesetzt, Problem gelöst.
Ebenfalls ganz nebenbei, gesehen auf einem Foto, welches den Verlauf eines Elektrokabels zeigte, bemerkte M.H., dass die Hydraulikleitungen, die am Rande sichtbar waren, als Kupferleitungen nicht den Anforderungen der Vetus-Pumpe gerecht wurden und aufgrund von periodisch wiederkehrenden Druckspitzen eigentlich aus Stahl gefertigt sein müssten. Die örtliche Werft wird diese nun im kommenden Winterlager auswechseln (wenn auch unter Protest, da die Werftmechaniker an dieser Stelle ursprünglich eine Schlauchleitung geplant hatten, mit der Begründung, ihr habt es erraten: „Va bene cosi“).

Noch ist das Projekt lange nicht zu Ende und ich hoffe, dass die Zusammenarbeit mit Yachtinside auch in Zukunft so reibungslos und förderlich wie bisher vonstatten geht.

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